Sonntag, 18. März 2018

Kontaktloses Zahlen, wenn das Handy zur Geldbörse wird

Zahlen per Smartphone/Smartwatch, jeder redet darüber, aber kaum einer macht es



Jeder kennt diese Situation: Man steht im Supermarkt und wartet an der Kassenschlange bis man endlich bezahlen kann. Der Kunde davor, mit seinem quengelnden Kind im Schlepptau, zückt jedoch keinen Geldschein, geschweige denn die EC-Karte. Nein, er hält sein Handy vor das Lesegerät. Immer häufiger begegnen wir in unserem alltäglichen Leben digitalen Medien. Smartphones, Armbänder und Co. sind längst akzeptierte Zahlungsmittel im Zeitalter der Digitalisierung. Frei nach dem Motto: „Man muss ja schließlich mit dem Wandel der Zeit gehen“. Doch während das wohlernährte Kind immer energischer versucht noch mehr Süßigkeiten zu ergattern, schweigt das Lesegerät vor sich hin. Der Kassierer, der genervt die sich ständig vergrößernde Warteschlange betrachtet, ist völlig überfordert. Die Wartenden werden ungeduldig, das Kind beginnt zu schreien und plötzlich bemerkt man bei der hastigen Suche nach Kleingeld, dass auch dieses Deo sein Versprechen nicht hält. Hightech? Sieht anders aus!

„Wir wollen nicht im Technikmuseum enden“ (Angela Merkel). Solche Kommentare dringen immer häufiger aus der Politik nach Außen. Wir müssen bei der Digitalisierung anderen Nationen immer einen Schritt voraus sein. Wirft man allerdings einen Blick nach China oder in die USA, ist es längst zur Gewohnheit geworden, per Telefon-App zu bezahlen. Bargeld, haben die wenigsten dabei. Selbst Hao Zhu der chinesische Pfannenkuchenkönig verkauft seinen Straßensnack gegen eine digitale Gebühr von umgerechnet 1,30€. Für viele Menschen in Deutschland  ist diese Zahlungsmethode Gott sei Dank noch „Science-Fiction“.

Nun soll auch noch das Bezahlen durch die Technologie, die sich NFC (Near Field Communication) nennt, einzig und allein über das Handy ablaufen. Es ist doch jetzt schon so, dass alle an ihren Handys „kleben“. Man benötigt weder eine Unterschrift für den Beleg, noch muss man sich einen Pin merken. Alles wird immer noch bequemer und keiner hat mehr die Geduld mit Bargeld zu bezahlen. Daten können über eine Distanz von wenigen Zentimetern von einem Gerät auf ein anderes übertragen werden. Um den zu Beginn aufgeführten Problemen, wie lange Wartezeiten und überfordertes Personal entgegen zu wirken, gilt es in der Bevölkerung ein besseres technisches Verständnis für dieses elektronische Zahlungsverfahren zu übermitteln. Voraussetzung für einen reibungsfreien Bezahlvorgang ist in erster Linie aber auch geschultes Personal. Nur mit diesen Maßnahmen werden die Kunden in Zukunft eine Erleichterung im Alltag verspüren.  Was die Sicherheit solcher Systeme betrifft gibt es noch viel Handlungsbedarf.

Das erste Kriterium ist, dass die Sicherheit, welche man mit einem Pin beziehungsweise einer Unterschrift hatte, verloren geht. Man ist nur noch auf funktionierende Technologien angewiesen. Es gibt daher keinen Schutz mehr, wenn Taschendiebe die Handys stehlen und dieses dann zum Bezahlen einsetzen. Wer sein Handy also als elektronische Zahlungsvariante einsetzt, muss gut auf sein Smartphone aufpassen. Denn falls das Handy geklaut werden sollte, können bis zur Sperrung kleine Summen direkt (ohne Pin/Unterschrift) bezahlt werden. Bevor man also eine Geldbörse für das Handy anlegt, müssen gewisse Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Außerdem sollte man nicht auf den Gedanken kommen, sein Handy an Fremde bedenkenlos zu verleihen, noch sollte der Pin-Code auf der Rückseite des Handys vermerkt werden.

Ein weiteres Manko ist das Auslesen der Bezahldaten durch direkten Kontakt mit dem Handy. Durch dieses bargeldlose Bezahlen wird man leicht zum „gläsernen Konsumenten“. Nicht nur die Unternehmen wissen wofür das Geld ausgegeben wird, auch für Betrüger ist es eine leichte Methode um an Daten zu kommen. Sie können über den Nutzer freigegeben werden, welche dem Betrüger ermöglichen, über entsprechende Lesegeräte an bestimmte Informationen zu kommen. Ein guter Ort für die Täter ist eine volle U-Bahn oder der Bus, dort fällt es am wenigsten auf, wenn man dicht gedrängt aneinander steht. Auch der Angriff von Trojanern ist nicht zu unterschätzen. Sobald sich dieser auf dem Smartphone entsprechende Zugriffsrechte verschafft, ist er dazu in der Lage sämtliche Sicherheitsmechanismen anderer Apps auszuschalten.   

Das Schlimme an dem Ganzen, es wird alles nur noch mit virtuellen Gegenständen erledigt. Der Bezug zum wahren Leben, als auch zum Geld gehen dabei vollkommen verloren. Man kauft nur noch und achtet dabei nicht mehr auf den Kontostand und dies kann schnell zum Verhängnis werden. Wie in einem normalen Geldbeutel werden sich nämlich die virtuellen Kredit- und Girokarten zukünftig in einer App auf dem Handy befinden. Ist es das, was wir wirklich in der Zukunft haben wollen?  Möchten wir uns auf eine virtuelle Welt einlassen? Oder ist uns da ein grinsender und glücklicher Schokoladenmund mit strahlenden Engelsaugen nicht lieber?

Video:
Eigene Aufnahmen

Quellen: 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Sicherheit- auch bei Bizerba ein Thema?

Interview mit Herrn P. Weber - Wirtschaftsingenieur beim Unternehmen Bizerba SE & Co. KG Das Unternehmen Bizerba, mit seinem Hauptsitzt ...