Sonntag, 18. März 2018

Mehr Sicherheit durch Body-Cams?

Ein Interview mit verschiedenen Gesellschaftsschichten über das Thema Body-Cam

Streifenpolizist Phillip Klim nimmt ruckartig seine Handschellen aus der Halterung seines Gürtels um den Täter, dessen Namen ich nicht erfahren darf, bei einem frisch ertappten Ladendiebstahls festzunehmen. Währenddessen läuft eine Aufnahme, über die an seiner Schutzweste befestigte Kamera. Neben mir steht Daniel Hölzer, ein 45 Jahre alter Familienvater. Arbeitet als Fachwirt in einer Metallfirma im Zollernalbkreis. Auch Karl Geiger, 70 Jahre alt, der seinen Wohlstand in vollen Zügen genießt, schaut dem Geschehen zu. Ein paar Meter weiter an einem Brunnen lehnt Kaugummi kauend Mark Maier, 19 Jahre alt. Er besitzt keinen Bildungsabschluss oder jegliche Ausbildung und ist ein ziemlich bekannter Jugendlicher bei der Polizei. Alle drei Personen fordere ich auf, mir Auskunft über ihr Wissen bezüglich der eingesetzten „Body-Cam“ des Polizisten zu geben. Hierbei zogen wir uns in ein Café zurück, um ungestört das Interview durchzuführen.

Frage: In den Medien wird aktuell von sogenannten Body-Cams berichtet. Haben Sie davon schon einmal was gehört?

K.Geiger: (überlegt) Sind das nicht diese Kameras? Denn dann hab ich schon einmal etwas davon gehört.
D.Hölzer: Ja aus den Medien (lacht).
M.Maier: Ja im Fernsehen habe ich schon einmal was darüber gesehen.

F.: Und was haben Sie genau davon gehört?

K.Geiger: Diese sollen soweit ich weiß, ziemlich strittig in der Politik sein, ob sie angeschafft werden sollen oder nicht. Die einen sollen dafür sein und die anderen dagegen.
D.Hölzer: Die Body-Cams sollen bei der Polizei eingeführt werden, um als Beweismittel zu dienen. Und ebenfalls zum Selbstschutz.
M. Maier: Die Polizisten waren mit einer Kamera ausgerüstet. Als Beispiel wurde sie auf einer Schulter gezeigt.

F.: Die Body-Cams sind vorgesehen zum Schutz der Polizeidienstkräfte vor Gewalt durch polizeiliches Gegenüber mittels Abschreckung in Form von Videoaufzeichnung. Glauben Sie, dass durch die Verwendung von Body-Cams die Polizisten sich sicherer fühlen können?

K.Geiger: (überlegt) Ich denke schon, da die Videoüberwachung ein 100%-iges Beweismittel ist. Wenn irgendeine Aktion irgendwo geschieht und es ist eine Videokamera dabei, ist es zweifelsfrei festzustellen, wer als Tatverdächtiger in Frage kommt.
D.Hölzer: Also zunächst mal sind die Body-Cams eine feine Sache. Sicherlich dienen sie zur Beweisführung für Polizisten, wenn sie in Einzeldienstgängen oder zu zweit unterwegs sind und es oft Aussage gegen Aussage steht. Jedoch sehe ich das auch mit den Body-Cams für die Bevölkerung wichtig. Denn es gibt oft Polizisten, die von sich aus Aggressionen verbreiten und unschuldige Bürger ohne Gegenbeweise dumm da stehen lassen.
M.Maier: (zögert) Nein ich glaube sicherer können sie sich dadurch nicht fühlen, denn Kriminelle die Polizisten angreifen möchten, tuten das auch, wenn diese eine Kamera haben.

F.: Laut der INSA-Umfrage, sind 72,5 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Polizei mit einer Body-Cams ausgestattet sein sollte. Sind Sie ebenfalls der gleichen Ansicht?

K.Geiger: Ich bin derselben Ansicht, denn wer nichts zu verbergen hat, hat auch kein Problem damit, wenn er irgendwo aufgezeichnet wird.
D.Hölzer: Ich denke ich gehör auch zu den 72,5 Prozent (grinst).
M.Maier: (überlegt). Ich finde nicht dass ich zu den 72,5 Prozent dazugehöre, da sie schon genug ausgerüstet sind und der Staat eher wo anders sein Geld reinstecken sollte, als in unnötige Kameras für Polizisten.

F.: Es gibt zwei Tragmöglichkeiten, am Oberkörper oder auf der Schulter. Haben Sie selbst schon einen Polizisten gesehen der mit einer Body-Cam ausgerüstet war?

K.Geiger: Bis jetzt habe ich noch keinen Polizisten gesehen, jedoch haben mir Bekannte davon schon berichtet solche gesehen zu haben. Vor allem in Fußgängerzonen oder großen Bahnhöfen, wie beispielsweise in Berlin.
D.Hölzer: Ich direkt selber habe keinen deutschen Polizisten gesehen. Aber die amerikanische Polizei setzt diese Body-Cams schon erfolgreich ein und hat sie ungefähr auf Brusthöhe oder auf der Schulter platziert.
M.Maier: Ja, ich glaube solche schon einmal in Stuttgart gesehen zu haben, Bundespolizisten waren das. Sie hatten eine Kamera an der Schulter.

F.: Würden Sie sich persönlich sicherer fühlen, wenn die Polizei mit Kameras ausgestattet wäre?

K.Geiger: Nein, ich selber habe eigentlich nichts mit der Polizei am Hut und bewege mich auch nicht in Kreisen in denen große Festivitäten wie Rockkonzerte oder ähnliches stattfinden.
D.Hölzer: Ja, wobei man sich bei manchen Polizisten nicht sicher genug fühlen kann (versucht die Ironie zum Ausdruck zu bringen). Grundsätzlich ist es einfach ein Beweismittel für die Polizei oder auch für den Bürger der vielleicht zu Unrecht bestraft werden soll.
M.Maier: Eher weniger, da ich selber nichts davon habe. Ich fühle mich dadurch also nicht sicherer, wenn die Polizei mit einer Body-Cam ausgestattet werden soll. Vor was denn auch?

F.: Glauben Sie, dass es sinnvoll ist solche Kameras anzuschaffen, wenn derart hohe Kosten entstehen könnten?

K.Geiger: Ja. Der Staat hat so viel Geld, dass er eigentlich gar nicht weiß, was er mit dem Geld anfangen soll. Ebenso die fehlgeschlagene Politik, die sie gemacht haben in Bezug auf die unkontrollierte Einwanderung von Flüchtlingen, haben sie den Rechtstaat eigentlich außer Kraft gesetzt. Deshalb sage ich, wenn so viel Geld für hundert Milliarden Euro für Flüchtlinge ausgeben werden kann, dann ist auch noch eine Milliarde da, für die Anschaffung von diesen Körperkameras.
D.Hölzer: Vielleicht nicht für die gesamte Polizei. Aber ich würde vorschlagen, Polizisten im Innenstadtbereich oder an Brennpunkten sollten mit solchen Kameras ausgestattet werden. Jedoch nicht die normalen Streifenpolizisten, die Verkehrsregelungen betreiben oder sonstige Dinge.
M.Maier: Nein. Es rechnet sich nicht, dass fast jeder Polizist mit einer Kamera ausgestattet werden soll. Das ist auch viel zu teuer für den Staat und man würde unnötig viel Geld für sinnlose Kameras ausgeben.

F.: Würden Sie sich durch die Body-Cams der Polizei in Ihrer Privatsphäre bedroht fühlen?

K.Geiger: Nein würde ich nicht, da ich nichts zu verbergen habe.
D.Hölzer: Nein, nicht unbedingt. Es dient ja auch dem Bürger.
M.Maier: (überlegt) Nicht direkt aber ich finde es auch nicht gut, dass ich dann quasi möglicherweise gefilmt werde. Das muss dann nicht sein. Das würde mich in meiner Privatsphäre bedrohen. Oder nicht?

F.: Kamen Sie schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt?

K.Geiger: Ich kam bis jetzt schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt durch Verkehrsverstöße.
D.Hölzer: Bezüglich Drogendelikte in meiner Jugendzeit.
M.Maier: Des Öfteren. Vor allem wegen Verstoß des Betäubungsmittelgesetz und Öfteren Diebstahl.

F.: Glauben Sie, dass eine solche Kamera die Situation verbessert bzw. verschlechtert hätte?

K.Geiger: Für die Polizei wird es sicher ein Vorteil sein. Denn hierdurch wird auch Ihre Sicherheit verbessert. Jedoch in meiner Situation wäre die Kamera irrelevant.
D.Hölzer: Im Fall von Drogen ist eine Kamera äußerst schlecht, weil dann wird Live aufgezeichnet, wie, ich sag mal, der Deal von statten geht oder konsumiert wird.
M.Maier: Das ist natürlich situationsbedingt. In meinem Fall hätte sich die Situation auf jeden Fall verschlechtert.

F.: Finden Sie das die Aufnahmen auch als Beweismaterial (zum Beispiel vor Gericht) verwendet sollten?

K.Geiger: Ja, ja. (fällt ins Wort) Warum auch nicht ist die Frage? Videoaufzeichnungen zeigen den Sachverhalt so wie er war bzw. von statten gegangen ist. Und warum soll der nicht verwendet werden können? Was spricht dagegen? Ich sehe nichts was dagegen spricht. Deshalb ein eindeutiges Ja.
D.Hölzer: (überlegt) Es dürfen ja teilweise noch nicht einmal Tonaufnahmen verwendet werden. Also das ist eine Frage, womit sich die Politik noch auseinander setzen muss.
M.Maier: Das finde ich weniger gut, weil ich als Bürger auch nicht das Recht habe irgendwelche Medien während einer Gerichtsverhandlung auszupacken und diese zu zeigen.

F.: Welche Verbesserungsvorschläge würden Sie der Polizei für Ihre alltägliche Arbeit geben und in der Hinsicht der Body-Cams geben?

K.Geiger: (überlegt) Ich habe eigentlich keine Verbesserungsvorschläge. Ich bin mit der Polizei und mit deren Arbeit eigentlich hoch zufrieden.
D.Hölzer: Grundsätzlich haben wir sowieso einen Polizistenmangel. Die Body-Cam kann ein abschreckendes Mittel sein, muss es aber nicht. Und was soll man einem Polizisten für einen Rat geben? Pass auf dich auf! (lacht).
M.Maier: Ich würde ihnen raten, sich mit sinnvolleren und wichtigeren Fällen im Alltag zu beschäftigen. Im Bezug zu den Body-Cams hab ich keine Verbesserungsvorschläge, da ich der Meinung bin, dass sie sinnlos sind.
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Quellen:
http://www.spiegel.de/video/bodycam-kamera-bei-der-polizei-frankfurt-video-video-1588060-inline.html
https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article167299569/Mehrheit-der-Deutschen-fuer-Koerperkameras-an-Polizisten.html
https://c2.staticflickr.com/2/1514/25446647510_d82d01227e_b.jpg

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